Nachhaltigkeit muss nicht Verzicht bedeuten

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Metall und Holz – mit nachhaltigen Werkstoffen Gebäudehüllen sicher konstruieren und gestalten

Zentrum HOLZ, den 24.11.2020

Das Hybrid-Seminar wurde in Zusammenarbeit mit dem Clusterpartner RHEINZINK angeboten und von der AKNW ebenso wie von der IK-Bau NRW mit jeweils 7 Punkten anerkannt. Mehr als 110 Personen nahmen an dem Seminar teil, davon rund 100 per Online-Teilnahme.

Der Teilnehmerkreis umfasste Architekten und Bauingenieure, darunter viele Mitarbeiter/innen aus den Kommunen und Bauaufsichtsbehörden, sowie die Unternehmen und Beschäftigten des Zimmererhandwerks, Holzbaugewerbes und Dachdeckerhandwerks.

Eine weitere Teilnehmergruppe stellten Studierende aus den Studiengängen Architektur und Bauingenieurswesen von verschiedenen Hochschulen aus Nordrhein-Westfalen und den angrenzenden Bundesländern, wie unter anderem der TH OWL und der HAWK Hildesheim, dar.

„Nachhaltigkeit muss nicht Verzicht bedeuten.“, erklärte Dr. Anja Rosen, Architektin und Lehrbeauftragte an der Bergischen Universität Wuppertal, zu Beginn der Veranstaltung. Viele Rohstoffvorkommen für traditionelle Baustoffe werden in absehbarer Zeit erschöpft sein, so dass sich der Ressourcenverbrauch in der Baubranche ändern muss.

Hierbei spielen Closed-Loop-Materialien eine entscheidende Rolle, also Materialien, die einfach und ohne Qualitätsverlust wiederverwendet werden können. Dadurch kann der Rohstoffverbrauch deutlich gesenkt werden, die Lebensqualität der Konsumenten wird aber nicht gemindert, da lediglich die Ressourcenverwendung in den Produkten eine andere ist, die Produkte selbst aber erhalten bleiben.

Aktuell entfallen etwa 50% aller inländischen Rohstoffentnahmen auf mineralische Baustoffe, in Bezug auf das bundesweite Abfallaufkommen sind es sogar 53 %. Über 28 Mrd. t mineralischer Materialien, Metalle, Kunststoffe und Holz werden bereits im sogenannten „anthropogenen Lager“ gespeichert, wozu in erheblichem Maße auch Bauwerke und Infrastruktur gehören.

Eine nachhaltige Bauweise muss sich also darum bemühen, Closed-Loop-Materialien zu verwenden, um diese Ressourcen dauerhaft nutzbar zu halten und das Urban Mining zu ermöglichen. Mit Hilfe des im Rahmen der Promotion zum Dr.-Ing. von Frau Anja Rosen an der Universität Wuppertal entwickelten Urban Mining Index kann die Kreislaufkonsistenz von Baukonstruktionen und Gebäuden in der Neubauplanung quantitativ gemessen und bewertet werden.

Dr. Anja Rosen führte in Ihrem Vortrag anhand von Beispielen zum Urban-Mining Index eindrucksvoll die Nachhaltigkeit und Eignung der Werkstoffe Holz und Zink als Closed-Loop-Materialien aus.

Wie bei allen Baustoffen, sind eine korrekte Anwendung und die Ausführung von Details notwendig, um eine dauerhaft hohe Qualität der aus Holz und Metall gebauten Konstruktionen zu gewährleisten.

Dies wurde in den Praxisbeispielen der Architekten Markus Schöfbeck vom Planungsbüro Göttker & Schöfbeck und Johannes-Ulrich Blecke, Fachberatung Bauen mit Holz.NRW, deutlich gemacht . Markus Schöfbeck demonstrierte detailliert das Vorgehen bei einer Dachsanierung am Beispiel des Vitus-Bad Everswinkel, von der Schadenserkennung bis zur erfolgreichen Neukonstruktion.

Johannes-Ulrich Blecke zeigte anhand von Beispielen aus seiner Sachverständigentätigkeit, wie Fehler und Bauschäden bei der Ausführung von Fassaden vermieden werden können, wobei er ein besonderes Augenmerk auf Anschlussstellen, wie Sockel- oder Fensterbereiche, richtete.

Unter dem Titel „Belüftete und unbelüftete Dachaufbauten schnell und sicher planen“ beschrieb Marcus Kartzig von RHEINZINK die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten und die fachgerechte Umsetzung von Dacheindeckungen aus Holz und Metall unter Verwendung der entsprechenden Regelwerke. Im Fokus des Beitrags von Klaus Siepenkort von der HWK Münster lagen die Planung und Bemessung von Dachentwässerungssystemen unter Verwendung der Dachbausoftware MFDrain.

Abgerundet wurden die Seminarbeiträge durch praktische Demonstrationen zur korrekten Umsetzung von An- und Abschlüssen bei Dachkonstruktionen aus Zink, welche Heiko Küchenmeister, Schulungsleiter bei RHEINZINK, live aus dem Zentrum HOLZ präsentierte.

Ein wichtiger Indikator für die Mitarbeit der Teilnehmenden ist die Teilnahme an den während der Präsentationen gestellten Online-Umfragen. Diese müssen von Teilnehmenden beantwortet werden, um Punkte bei der Architekten- beziehungsweise Ingenieurskammer zu bekommen. Für Teilnehmer, die keine Punkte benötigen, stellen die Umfragen eine Möglichkeit dar, ein Feedback zu geben, ob das Erklärte auch verstanden wurde.

Von insgesamt 18 vortragsbezogenen Online-Umfragen während der Veranstaltung wurden im Schnitt rund 16 pro Teilnehmer beantwortet, was auf eine hohe Aufmerksamkeit seitens der Teilnehmer schließen lässt. In den zusätzlich hierzu durchgeführten Feedback-Umfragen erhielt das Seminar eine gute Gesamtbewertung. Insbesondere die Sachkenntnis der Referenten wurde durchgehend positiv bewertet.


Bildquelle: PK-Media Consulting GmbH